
Heidi Achammer
Ja, warum eigentlich Weihnachten? Über diese Frage, die ein evangelischer Pastor im Rahmen seiner Predigt gestellt hat, bin ich vor Kurzem gestolpert. Und diese Frage ließ mich nicht mehr los. Warum feiern wir als Christen Weihnachten? Worauf bereiten wir uns in der Adventzeit vor? Wussten Sie, dass die Adventszeit anfangs (möglicherweise ab der Mitte des 4. Jhdts.) eine Fastenzeit war? Ich wusste es ehrlich gesagt nicht und von Fastenzeit spüre ich heute nicht mehr viel.
Advent (lateinisch adventus „Ankunft“), eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn), bezeichnet die Jahreszeit, in der wir Christen uns auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereiten, soweit die Definition.
Sich auf das Kommen des Herrn vorbereiten, um das geht es doch eigentlich. Aber wie kann ich mich auf das Kommen vorbereiten? Und zwar wirklich auf das Kommen Gottes und nicht auf das Herannahen eines großen Familienfestmarathons? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – ich liebe Familienfeste und natürlich haben wir alle unsere Rituale zu Weihnachten. Wir wissen, welche „Krömle“ wir backen, wo der Christbaum und die Krippe stehen, wer den Christbaum schmücken darf, was es zum Essen gibt, wer beim Weihnachtsfest dabei sein wird, wo die Geschenke liegen und wann die Christmette beginnt. Und das ist schön, denn Rituale geben uns Sicherheit. Aber was ist der eigentliche Kern von Weihnachten?
Es gibt meiner Meinung nach niemanden, der diese Frage besser in Worte fassen könnte als Karl Rahner (1904 – 1984; Auszug aus: Weihnachten):
„Wir feiern bald Weihnachten. Ach Gott, das ist so ein frommer Brauch. Ein Tannenbaum mit Lichtern und ein paar netten Geschenken, Spannung der Kinder und ein wenig Weihnachtsmusik ist immer schön und rührend.
Wir haben ja alle – wer will es uns verargen – insgeheim immer ein wenig Mitleid mit uns selber und gönnen uns darum gern ein wenig Stimmung, die friedlich und tröstlich ist, so wie man einem verweinten Kind über den Kopf streichelt und sagt: Es ist nicht schlimm, es wird schon wieder alles gut.
Ist das alles an Weihnachten? Ist das die Hauptsache? Ist Weihnachtsfreude und – frieden nur eine Stimmung in die man illusionistisch flüchtet?"
Oder ist es die Äußerung, die heilige Begehung eines wahrhaften Geschehens, zu dem man in der großen Tapferkeit des Herzens aufbricht, damit es auch an uns und durch uns geschehe, wie es auf jeden Fall Wahrheit und Wirklichkeit ist?
Weihnachten ist mehr als ein bisschen tröstliche Stimmung. Auf das Kind, auf das eine Kind, kommt es an diesem Tag, in dieser Heiligen Nacht, an. Auf den Sohn Gottes, der Mensch wurde, auf seine Geburt kommt es an. Er hat die Nacht hell gemacht. Er hat die Nacht unserer Unbegreiflichkeiten und unserer Ängste zur Heiligen Nacht gemacht. Das sagt Weihnachten.
Die Nacht wurde hell. Gott ist gekommen. Er ist da. Darum ist alles anders, als wir meinen. Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt. Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich du Welt und du Mensch. Ich bin da. Ich bin bei dir.“
Auf das Kind, auf das eine Kind in der Krippe kommt es an diesem Tag und in dieser Heiligen Nacht an. Auf den Sohn Gottes kommt es an. Inmitten der Dunkelheit hat sich Gott gezeigt. Inmitten der dunkelsten Zeit des Jahres wird Christus, das Licht, geboren. Ist das nicht WUNDER-voll?
Liebe Leserinnen und Leser! Ich wünsche uns allen, dass der Weg zum Geheimnis der Weihnacht, für uns alle eine Quelle der Kraft wird, dass wir mit der Kraft des Friedens gesegnet werden, dass wir gehalten sind von der Stärke der Hoffnung und das Weihnachten an uns und durch uns geschehe.